Annovation-Reporterin Celina Burger (li.) mit Schulleiter Sebastian Kaas

Anno führt G9 wieder ein

Von: Celina Burger

Die Landesregierung ist dem Wunsch vieler Eltern, Schüler und auch Lehrer entgegenkommen. In Nordrhein-Westfalen soll das Abitur wieder nach neun statt nach acht Jahren gemacht werden. Auch am Städtischen Anno-Gymnasium wird künftig wieder bis zum 13.Schuljahr unterrichtet. Am Anno wurde diese Entscheidung früher als bei anderen Schulen bekannt gegeben. Warum? Gegenüber Annovation sprach Schulleiter Sebastian Kaas darüber.

"G9 startet an allen Schulen, die auf G9 umstellen, formal im Schuljahr 2019/20, jedoch erfolgt die Umstellung dann zunächst nur für die 5. und 6. Klassen. Die 6. Klassen im Schuljahr 19/20 sind unsere Fünftklässler im Schuljahr 18/19", erklärt Herr Kaas die Umstellung am Anno. Um Eltern, die ihre Kinder am Anno anmelden möchten, so früh wie möglich zu informieren, wie die künftige Beschulung ihrer Kinder verläuft, gab die Lehrerkonferenz schon ihre Entscheidung bekannt. Ein positiver Effekt dabei ist, dass das Anno früher mit der Planung anfangen kann, wodurch die neuen Fünftklässler von Beginn an zielgerichtete Unterstützung erfahren sollen. So wird jetzt schon überlegt, wie man noch weitere zusätzliche Angebote, wie u.a. zur individuellen Förderung unter Berücksichtigung von Begabungen und Interessen, anbieten und zugleich den Regelunterricht zukünftig weiter optimieren kann.

Die Nachricht, dass die derzeitigen Gymnasiasten G8 behalten, wird unterschiedlich aufgenommen. Die einen freuen sich, wohingegen die anderen bedauern, dass sie noch G8 haben werden. "Der Hauptgrund für die Entscheidung der Landesregierung, die Umstellung erst zum Schuljahr 2019/20 vorzunehmen, liegt in dem nötigen zeitlichen Vorlauf. Zunächst einmal muss das Gesetz durch den Landtag beschlossen werden, dann eine neue Ausbildungsordnung erlassen, Rahmenvorgaben und Stundentafeln erstellt und dann Lehrpläne entsprechend angepasst werden. Dies benötigt Zeit. Erst, wenn diese Entscheidungen getroffen wurden und der Rahmen feststeht, können die Schulen ihre schulinternen Lehrpläne anpassen und entscheiden, welche Schulbücher zukünftig verwendet werden. Zudem ist es auch einfacher, das System zunächst für neue Fünft- und Sechstklässler umzustellen („nicht die Schüler werden umgestellt, sondern das System") und G9 dann weiter aufwachsen zu lassen, so Herr Kaas weiter.

Die Rückkehr zu G9 wurde einstimmig mit ein paar Enthaltungen bei der Lehrerkonferenz entschieden. Gründe für das einhellige Votum sind u.a., dass die Lehrerinnen und Lehrer am Anno ihren Schülerinnen und Schülern mehr Zeit für ihre persönliche Entwicklung geben wollen und deren Interessen und Begabungen noch intensiver fördern wollen. "Derzeit sind die Schülerinnen und Schüler 18, manche sogar noch jünger, wenn sie ins Studium eintreten. Allerdings sind sie in diesem Alter meist noch dabei, sich selbst zu entdecken und herauszufinden, was sie gut können."

Wie wird sich der Stundenplan ändern?

"Momentan bekommen Schülerinnen und Schüler in manchen Fächern und Themengebieten, insbesondere im Bereich der Gesellschaftswissenschaften, lediglich Basis- oder sog. „Inselwissen“. Nach der Umstellung können und sollen Themen vertiefter behandelt werden", benennt Herr Kaas eine große Chance bei der Umstellung Bisher hat das Schulministerium jedoch noch nicht die Stundentafel vorgegeben, weshalb auch die zukünftigen Lehrpläne noch nicht feststehen. Die Stundentafeln basieren auf den Rahmenvorgaben in der Ausbildungs-und Prüfungsordnung der Sekundarstufe I. Außerdem muss das G9 Gesetz erst vom Landtag verabschiedet werden, damit in der Folge die Ausbildungs- und Prüfungsordnung erstellt werden kann. Danach gibt es erst neu vorgegebene Stundentafeln, auf deren Basis Lehrpläne erstellt werden können.  Somit stehen die genauen Änderungen in den einzelnen Fächern noch nicht fest.

Was wird sich sonst noch ändern?

Zu guter Letzt wird sich die Stundenzahl ändern. Momentan haben wir 163 Stunden in 5 Jahren, die bewältigt werden müssen. Nach der Umstellung werden es 188 Stunden in 6 Jahren sein. Dies entlastet die Schüler deutlich. Mit der Entzerrung der Stundentafel hat man Zeit gewonnen, um vormittags auch mal etwas anderes als Fachunterricht anbieten zu können, wie z.B. eine Klassenleitungsstunde.

Es wird sich jedoch zwangsläufig ein Raumproblem ergeben. Die ersten fünf Jahre werden zwar vermutlich relativ problemlos verlaufen, jedoch könnte es danach, im wahrsten Sinne des Wortes eng werden. "Wir werden zunächst versuchen, Räume, die derzeit als Fachräume benutzt werden, auch als Klassenräume zu benutzen", so der Schulleiter. Aber spätestens nach insgesamt acht Jahren braucht das Anno aufgrund der Umstellung auf G9 mindestens fünf Räume mehr. "Wir müssen uns ganz früh an die Stadt wenden und kommen um einen Umbau nicht herum. Wir merken jetzt schon, dass wir zu wenig Räume haben. Wir hätten gerne Aufenthaltsräume für die unterschiedlichen Stufen, wir bräuchten dringend mehr Verwaltungsräume und Räume für individuelle Sprechstunden.

Daher ist es dringend notwendig, dass wir noch anbauen oder aufstocken." Eine Idee sieht vor, dass über dem Sekretariat eine weitere Etage angebaut werden soll. Allerdings muss das Konzept erst der Stadt vorgestellt und ein Finanzierungsplan erstellt werden.  Es wird also noch etwas dauern, bis ein geplanter An-oder Umbau wirklich stattfinden kann.

Zudem werden bei G9 voraussichtlich deutlich mehr Schüler Interesse und die Möglichkeit haben,eine  Klasse zu überspringen. "Wir wollen die Schülerinnen und Schüler zukünftig noch intensiver beim Springen unterstützen", so Schulleiter Kaas.

Gegensätzliche Umfrageergebnisse

Während sich bei der Umfrage unter der SV 75℅ für G9 aussprachen, stimmten nur 31% der Schüler bei einer allgemeinen Umfrage für G9. 69℅ stimmten im Gegensatz dazu für G8.

"Ich freue mich gewissermaßen über das, was bei der Umfrage unter den Schülerinnen und Schülern herausgekommen ist. Das bedeutet, dass sehr viele Schülerinnen und Schüler mit unseren bisherigen Lösungen für G8, etwa unserem Ganztagskonzept, zufrieden sind. Jedoch heißt es nicht, dass die Entscheidung für G9 die falsche ist", sagt Herr Kaas zu den Ergebnissen. Gründe für die Wahl der Schüler für G8 könnten u.a. sein, dass die Schüler ein Schuljahr weniger haben und das gewonnene Jahr dann z.B. für Auslandsaufenthalte oder für ein freiwilliges Jahr nutzen können. Ganz anders wurde auf der Lehrerkonferenz abgestimmt. Dort wurde einstimmig mit ein paar Enthaltungen für G9 gestimmt.

Zurück